Schutzpatron hl. Josef
Aus dem Geschlecht Davids, der Mann Mariens, der Mutter Jesu. Er ist zum Schutzpatron der Weltkirche erhoben, zugleich Patron der Arbeitnehmenden (1. Mai-Feiertag), insbesondere der Zimmerleute und der Sterbenden. Von ihm ist hier ein Mantelstück in einer Reliquiar-Monstranz hinterlegt.
Attribute vom hl. Josef sind das Jesuskind, die Lilie bzw. Werkzeuge der Zimmerer. Sein Patronatsfest ist der 19. März.
Der hl. Josef hat in Delhoven schon einige Veränderungen an seinem „Domizil" als Schutzpatron erfahren müssen.
1857 erfolgte unweit dieser Stätte die Grundsteinlegung für die Errichtung einer Kapelle ihm zur Ehre. Es war der erste eigene Kirchenbau für Delhoven. Vorher besuchten die Einwohner entweder die Pfarrkirche in (Dormagen-) Hackenbroich oder den Gottesdienst im Kloster Knechtsteden. Dennoch erinnerte hier in Delhoven bereits ab 1825 eine kleine Glocke morgens, mittags und abends an das Angelusgebet, zum Gedächtnis der Menschwerdung Jesus. Sie befand sich in einem Türmchen der von Winand Kayser, letzter Mönch von Kloster Knechtsteden, gestifteten Volksschule. Die Glocke war das geeignete Mittel, die Schüler pünktlich zur Schule zu rufen, ebenso den Dorfbewohnern das Gebet anzuzeigen, aber auch bei Bränden zu alarmieren. Das im klassizistischen Stil errichtete ehemalige Schulgebäude ist seither im Ortsbild verankert.
Winand Kayser hatte ein Herz für die Jugend und war sichtlich bemüht "diese in Gottesfurcht und Sittenreinheit zu erhalten". Die Schule war aufgrund der von den Preußen 1825 eingeführten Schulpflicht errichtet worden, von deren Maxime "besseres Leben durch bessere Schulen" auch der damalige Dorfvorsteher Pick angetan war. Da ihm die finanziellen Mittel fehlten, trug er seine Vorstellung einer Schule Winand Kayser vor, wohl sehr überzeugend, sodass dessen "milde Hand" zum Tragen kam.
Der Ortsname Delhoven ist wohl von dem früheren Hof "curtem in Diborgehoue" abzuleiten, der bereits 1155 urkundlich als zur Prämonstratenser Abtei Knechtsteden gehörend erwähnt ist. Zu dieser Zeit hatte Kaiser Friedrich I (Barbarossa) seinen Schutz über die Abtei bestätigt, einschließlich der namentlich aufgezählten Besitzungen. Papst Adrian IV erteilte unter dem 6. Juli 1155 dem Probst Hermann von Knechtsteden eine gleichnamige Bestätigungsbulle.
Im 13. Jhd. ist die Bezeichnung "Dalhoven" gebräuchlich, "Hof im Tal gelegen", womit der verlandete Altrheinarm gemeint sein dürfte, an dem entlang sich der Ort als Straßendorf erstreckt. Anfang des 17. Jhd. erscheint schon die zusammengezogene Form "Delffen" ( Delhoven) die sich bis heute in Form von "Delve" mundartlich erhalten hat.
Die sogenannten "hoven"-Orte sind überwiegend auf Rodungsflächen angesiedelt, deren Urbarmachung bereits in frühkarolingischer Zeit einsetzte.
Bereits 1860 war eine Erweiterung der Kapelle erforderlich, ein Kirchenschiff von 14 Metern schloss sich an. Hierbei ist bemerkenswert, dass fast alle Delhovener sich durch Schuldscheine zur Mitfinanzierung verpflichteten.
Nach der Erhebung zur Kapellengemeinde und 1875 zur Rektoratsgemeinde wuchsen die Bestrebungen zu mehr Autonomie gegenüber der Mutterpfarre Hackenbroich.
1923 wurde das Rektorat Delhoven zur Rektoratspfarre erhoben, diesen Titel sie heute in der Gruppe Nord des Dekanates Dormagen noch führt.
Alte Kapelle, neoromanischer Stil
Um 1900 wurden Gedanken zum Bau einer Pfarrkirche gefasst. Zwei Weltkriege mit jeweils sich anschließenden Jahren der Entbehrung haben die Realisierung vereitelt. Erst das Jahr 1948 brachte mit seiner Währungsreform eine wirtschaftliche Stabilisierung und allgemeine Beruhigung der ungeheuren Notlage nach dem 2. Weltkrieg. Auch erfuhr nach dem Zusammenbruch des totalitären Systems das religiöse Leben nach und nach wieder sein Selbstverständnis.
Mit enormem Engagement und einer selbstlosen Mithilfe von Gemeindeangehörigen wurde dann 1950, im „Heiligen Jahr", dem historischen Kirchbau eine Verlängerung mit einem quadratischen Turm angefügt.
Die Kirche erhielt bei ihrer Erweiterung ein neues Gepräge. Sie wurde zu einer Hallenkirche von 32,5 Meter Länge umgewandelt in der Form einer alten Basilika.
Alte Kirche
Wie bei jedem älteren Bauwerk, so zeigten sich auch an St. Josef in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr vertretbare Schwachstellen in der Bausubstanz. Ebenso entsprach der Gesamtkirchenraum nicht mehr den Vorstellungen und Notwendigkeiten von gottesdienstlichen Räumen unserer Zeit für das „Volk Gottes“.
Der Zeitpunkt zur Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes unter Berücksichtigung der bestehenden Infrastruktur und Intentionen der Kirchengemeinde des momentanen und sich entwickelnden Ortskernes sowie der Verkehrsanbindung und letztendlich einer Kostenabwägung, Sanierung oder Neubau, war jetzt unabdingbar.
Der Neubau einer Pfarrkirche wurde beschlossen.
Wie könnte die planerische Zielvorgabe dieser Kirche definiert gewesen sein? „Einen lichtdurchfluteten, überschaubaren Kirchenraum mit separaten Funktionsbereichen in schlichter Bauform - gleich einem griechischen Kreuz - zu erstellen, dessen schützendes, tief herabgleitendes, kreuzförmiges Dach dem Ortskern einen Akzent setzt.
Diesem planerischen Anforderungsprofil wurde der Kölner Architekt Walter von Lom gerecht, sodass im Mai 1987 der Spatenstich zu dem Neubau der Kirche „St. Josef“ führte.
Der kreuzförmige Kirchenraum wird von einer mächtigen, himmelstrebenden Holzkonstruktion überspannt, die dergestalt konzipiert ist, dass Hauptschiff und Querschiff im Schnittpunkt eine „Vierung“ als Zentralraum bilden. Begleitet werden Haupt- und Querschiff von schmalen, niedrigen Seitenschiffen, die den Kreuzweg markieren.
Die vier Giebelseiten der Kirche sind verglast und umrahmen die, wie eingeschoben wirkenden, eigenständigen Gebäudekörper der Funktionsbereiche.
• Eingang mit Empore
• Sakristei
und im Querschiff
• Beichtraum
• Taufbrunnen
Analog zu dem Vierungsturm bei den romanischen Kirchen, ist hier, im Dachschnittpunkt, eine gläserne Haube, gleich einer Laterne, aufgesetzt, wodurch der darunter gelegene Altarbereich tagsüber „ins Licht rückt“ und der Kirchenbesucher hierdurch eine besondere Raumwirkung erfährt.
Die Schlichtheit des Kirchenraumes wird neben dem großen Holzanteil des sichtbaren Dachtragewerkes und den großen klarsichtigen Glasflächen der Gebäudegiebel, durch das hell verfugte rote Ziegelmauerwerk unterstrichen.
Die Außenwirkung der Kirche selbst ist durch das tief heruntergezogene, großflächige Dach geprägt, dessen mit Zinkblech abgedeckte Außenhaut den klaren, sachlichen Konturenverlauf des Gesamtbaukörpers markant betont.
Welche Bedeutung hat das tief heruntergezogene Dach?
Spiegelt es uns als Sinnbild einen Schwerpunkt der Lebenskurve Jesu, vielleicht die Demut. Hierzu könnte eine von Kardinal Meisner in 2004 gegenüber einer Pilgergruppe gemachte Aussage zutreffen „Gott schaut nicht auf die Berge zu den oberen Zehntausend, sondern Gott ist hinab gestiegen, um unten zu sein, wo die kleinen Leute sind".
Der gottesdienstliche Raum
Die Architektur des Kircheninneren prägt mit den Elementen Konstruktion, Material, Raumstruktur und Lichtführung, Übersichtlichkeit, Offenheit, Schlichtheit und Helligkeit. Dadurch befindet sich dieser Raum bei den unterschiedlichen Formen liturgischer Feiern jeweils in Übereinstimmung mit dem Geschehen.
Der Altarbereich mit seinen Handlungsorten ist nach Osten ausgerichtet und der Sakristei als Podest vorgelagert. Die dreiseitig umschließenden Bankreihen betonen so das Zentrum des Gotteshauses. Dies ist durch die zur gläsernen Dachhaube hin emporstrebenden mächtigen Holzstützen auch räumlich erfahrbar. Hier werden im Zusammenspiel mit dem von oben und allen Seiten einfallenden wechselnden Tageslicht in hohem Maße individuell unterschiedliche Gefühle vermittelt.
Die Handlungsorte des Altarraumes sind übersichtlich und werden durch folgende Funktionskörper bestimmt.
• Sedilien, die Sitze für den Priester und seine Assistenten
• Altar, der Tisch des Herrn und Mittelpunkt der gottesdienstlichen Feiern
• Ambo, der Ort der Verkündigung des Wortes Gottes
Tabernakel, auch Sakramentshaus, in diesem werden in einem Kelch die konsekrierten Hostien, das Allerheiligste, aufbewahrt. Ein Licht, „Ewiges Licht“, macht darauf aufmerksam.
Der helle Sandstein der Funktionskörper, ebenso das Podest spiegelt edle Einfachheit und unterstreicht die gestalterisch gelungene Einheit Altarraum; erstellt von dem Bildhauer Wolfgang Reuter aus Köln. Auffällig ist sein am Altar herausgearbeitetes Quellwasser-Relief, als Symbol für den Ursprung des Lebens oder auch für das Moses zugeordnete Quellwunder während der vierzigjährigen Wüstenwanderung.
Die Konsekrierung der Kirche und Altarweihe nahm am 23. Oktober 1993 Kardinal Joachim Meisner vor.
Zwölf Salbungsstellen weisen auf diese Handlung hin. Sie befinden sich entlang des Kreuzweges, zwischen den Stationen und verdeutlichen durch kleine, einfache Holzkreuze, dass der Kirchenraum ewig dem Gottesdienst dienen soll. Die Zahl zwölf steht in der Symbolik für die zwölf Apostel, auf die, gleich einem Fundament, die Kirche Jesu Christi aufbaut.
Der Altar enthält eine Reliquie des hl. Sebastianus. Römischer Märtyrer im dritten Jahrhundert, Patron der Schützenbruderschaften. Der Legende nach wurde der hl. Sebastian zunächst durch Pfeile gemartert, solche sind auch seine Attribute, dann erschlagen.
Bedeutsam für St. Josef war um 1900 die Aufstellung einer Reliquiar-Monstranz mit einem Kreuzpartikel vom Kreuze Christi in der damaligen Kirche, zeitgleich mit dem eingangs angesprochenen Mantelstück des hl. Josef. Zeigte sich doch hierdurch eine wachsende Autonomie der Kirchengemeinde Delhovens.
Zum Kreuze Christi ist anzumerken, dass dieses von der hl. Helena, Mutter Kaiser Konstantin des Großen, im dritten Jahrhundert in Jerusalem aufgefunden sein soll, als sie dort die Errichtung mehrerer Kirchen veranlasste.
Anstelle eines Kreuzes auf dem Altar, Symbol für das Kreuzesopfer Christi, ist in Altarnähe ein schlichtes Vortragekreuz aus Silberblech aufgestellt. Ebenso symbolisch ist ein Fahnentuch mit der Darstellung Anna (Mutter Marias), Maria und Jesus. Diese drei Generationen stehen für die Lebensform Familie, mit der Deutung, in dieser zu leben in Frieden und Eintracht.
An der Altarwand befinden sich neben einem hölzernen lateinischen Kreuz mit Corpus zwei Ikonen. Solche gehören auch in unserer abendländischen katholischen Kirche zum Gotteshaus und dienen der Heiligenverehrung. Hier ist in byzantinischer Ausdrucksform Christus als Pantokrator, als der Allherrscher, - oder doch in feierlicher Verhaltenheit als lehrender Christus"? - sowie Maria mit ihrem Sohn dargestellt.
Eine sehr anmutige Muttergottes mit Krone, vertieft im Gebet, sehen wir in Altarnähe. Diese Skulptur aus Lindenholz ist in die emporstrebende Holzkonstruktion gestellt die den Schutzcharakter einer Grotte vermittelt. Der hl. Josef hat einen analogen Standort, jedoch links vom Altar.
Weitere Handlungsorte in der Kirche sind,
der als nördliche Begrenzung im Querschiff eingeschobene eigenständige Baukörper Beichtraum mit integriertem Beichtstuhl. Der Ort für das Bußsakrament erlaubt somit, dass sowohl ein anonymes Bekenntnis, als auch ein offenes Gespräch möglich ist. Eine kassettenförmige Holzvertäfelung mit Rundbogen schirmt den Bereich vom Kircheninneren her ab.
der im südlichen Querschiff gelegene Taufbereich. Er ist offen gestaltet, liegt im Blickfeld der Gemeinde, um diese am Taufvorgang teilnehmen zu lassen. Der Taufbrunnen ist aus Granit und dürfte im 19. Jahrhundert in der ersten Kapelle aufgestellt worden sein. Die Grundform ist achteckig, vielleicht in Anlehnung an die acht Seligkeiten, die Jesus in der Bergpredigt gelehrt hat?
In Ermangelung eines Gebets- oder Andachtsraumes ist beiderseits vom Kircheneingang je eine Betecke platziert.
Rechts befindet sich ein Gnadenbild „Maria-Hilf“, die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind. Beide tragen eine Krone und sind von den Erzengeln Gabriel und Michael flankiert. Den Engeln sind Marterwerkzeuge beigefügt. Orgel
Die andere Betecke zeigt eine Plastik, die der Herz-Jesu Verehrung gewidmet ist. Neben dem Sinnbild des leiblichen Herzens ist die rechte Hand zum Segensgestus erhoben.
Beide Darstellungen haben bereits in der alten Kapelle persönlichen Andachten gedient.
Von den Gebetsecken aus ist der Kreuzweg zu begehen. Hier ist der Leidensweg Christi von der Verurteilung bis zum Tod an 14 Stationen bildlich dargestellt.
Orgel
Es ist eine elektronische Orgel, die auf der Empore, oberhalb des Kircheneingangs, aufgestellt ist.
Glockenturm
Nach dem Teilabriss der alten Kirche, der frühere historische Kirchenteil aus dem 19. Jahrhundert konnte erhalten bleiben und wurde zum Gemeindezentrum hergerichtet, bildete der nunmehr freistehende Glockenturm mit seiner schlichten Backsteinform einen Zentralpunkt, um den sich verschiedene Bauten gruppieren. Es ist anzumerken, dass erst der moderne Kirchenbau des 20. Jahrhunderts hier auf diese italienische Bauweise, eines frei neben der Kirche stehenden Turmes (Campanile), zurückgreift. Die Baukunst nördlich der Alpen hatte bis auf wenige Ausnahmen schon früh die organische Verbindung von Turm und Kirchengebäude festgelegt. 1958 war der Turm, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in Eigenleistung auf 30 Meter erhöht worden. 1959 konnten drei Glocken geweiht werden. Die vierte und größte Glocke fand 1991 nach der Weihe durch Kardinal Meisner ihren Platz im Turm. Es ist dies die Christusglocke, mit einem ruhigen Nachhall.
Kirchplatz
Eine Drei-Einigkeit im irdischen Sinne bilden die Kirche, das Gemeindezentrum und der zentral gelegene Turm.
Kirche und Gemeindezentrum liegen mit der Giebelseite auf einer Achse und spiegeln bauartbedingt, trotz größeren Zwischenraumes zueinander, Zusammengehörigkeit.
Durch die vor Ort belassene Außenwand des abgerissenen Kirchenteiles und die Begrenzungsmauer des Pfarrhausgrundstücks ist ein räumlich wirkender Bereich geschaffen. Dieser ist als zusätzlicher Versammlungsort bzw. Begegnungsstätte im Freien der Gemeinde dienlich. Die roten Bodenklinker und die Höhen ausgleichenden Podeststufen unterstreichen die miteinander verbindende Gestaltsform der einzelnen Baukörper.
In dem auf dem Kirchplatz angelegten Brunnen sind die braunroten Marmorstützen des Altares aus der alten Kirche als Bruchstücke eingebracht. Die Tischplatte selbst hat ihren Platz in der Grenzwand des Pfarrgrundstücks gefunden.
Zeigt doch die Erhaltung der historischen Stätte Achtung gegenüber vorhergegangenen Generationen, die in Ehrfurcht dem Herrn gedient und unter persönlicher Entbehrung Bleibendes für das Gemeinwohl geschaffen haben.
Text und Fotos: Dieter Lieck
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