Bergheim
Mutter Gottes, 16. Jh.
Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Remigius
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St. Remigius
Kirchstr. 43
50126 Bergheim
Schmerzhafte Mutter
Foto: Dr. Jakob Schlafke
Der Bergheimer Oberpfarrer Karl Unkelbach schrieb 1885 über die Geschichte des Klosters und seines Gnadenbildes der Schmerzhaften Mutter:
„Unter der Regierung des Herzogs Wilhelm IV. von Jülich (1475-1511) erbrachen zwei Räuber den Tabernakel der Kirche von Bergheimerdorf und raubten Monstranz und Ziborien mit den heiligen Hostien, um die Geräte in Köln zu verkaufen. Die Hostien warfen sie in einem zerbrochenen Glase in den nahen Wald. Der Förster J. Krämer entdeckte sie und informierte die Geistlichen. Diese zogen mit der Gemeinde in feierlicher Prozession zu der Stelle und trugen die heiligen Gestalten zurück in die Kirche. Zum Andenken an dieses Ereignis und zur Sühne der Verunehrung errichtete der Förster an der Stelle, wo die heiligen Hostien gelegen hatten, ein hölzernes Kreuz mit einem Marienbild und nannte es Bethlehem, das heißt Haus des Brotes.
Über dem Kreuz errichtete er eine Kapelle. Alsbald kamen aus der näheren und weiteren Umgebung zahlreiche Gläubige, um hier in ihren Nöten zu beten und sich dem Schutz der Gottesmutter anzuvertrauen. Von den eingehenden Spenden sollte schon um 1542 eine Kapelle aus Stein errichtet werden, doch der Jülich-Clevische Erbfolgekrieg, in dem auch Bergheim niedergebrannt wurde, verzögerte die Ausführung. Die Kapelle aber blieb verschont. Als der Zudrang der Pilger von nah und fern immer größer wurde, wandte sich die Bürgerschaft um 1600 an den Landesherrn Kurfürst Jan Wellern. Dieser genehmigte den Bau der neuen Kapelle. Zum Gottesdienst kamen gelegentlich Pfarrer der Nachbarschaft und Franziskanerpatres aus Brühl. Doch der Zustrom wurde immer größer. Magistrat und Bürgerschaft von Bergheim wandten sich darum an die Brühler Franziskaner mit der Bitte, dort ein Kloster zu gründen. Die Erlaubnis wurde 1637 erteilt.
1640 zählte der Convent zwölf Mitglieder. Durch die Gründung einer Erzbruderschaft verstärkten die Franziskaner die Seelsorge und bildeten so in dieser glaubenskritischen Zeit Laienapostolatsgruppen. Papst Innocenz X. verlieh 1646 allen Christgläubigen einen vollkommenen Ablass, welche am Fest Mariä Verkündigung die Kapelle Bethlehem besuchten. In den Kriegswirren des 17. Jahrhunderts wirkte das Kloster wie eine rettende Oase. Jährlich kamen 30 bis 40 Prozessionen, und in Zeiten epidemischer Krankheiten verzeichneten die Provinzannalen oft bis zu 60. Die Franziskaner waren unermüdlich im Beichtstuhl und auf der Kanzel. Außer den Prozessionen kamen täglich Pilger einzeln und in Gruppen, um die heiligen Sakramente zu empfangen und bei der Trösterin der Betrübten Schutz und Hilfe zu erflehen. Als besonderer Zufluchtsort hatte sich das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter 1598 bewährt, als Bergheim von der Pest heimgesucht wurde und täglich zwölf bis 18 Menschen starben. Ähnliche Gebetserhörung fanden auch die Düsseldorfer, wo die Pest 1622 und 1623 wütete. Auch in der Zeit der im weiten Umkreis bis Düren, Jülich, Neuss, Köln und Bonn wütenden Viehseuchen nahmen viele ihre Zuflucht zum Gnadenbild in Bethlehem. Volle 300 Jahre hatte Mariens Schutz sich an der bedrängten Menschheit im weiten Umkreis ihres Gnadenortes offenbart. Da brach 1789 die Französische Revolution aus, die ihren Unsegen auch über unsere Gegend ergoß. Die Klöster wurden aufgehoben und die Güter eingezogen. Dieses Los traf auch Bethlehem. Am 2. Juli 1802, dem Feste Mariä Heimsuchung, fand der letzte Gottesdienst dort statt. Nach Beendigung des feierlichen Gottesdienstes wurde die Kirche von französischen Beamten geschlossen. Von den Heiligtümern und kostbaren Geräten wurde einzelnes für die benachbarten Pfarreien gerettet. Die Pfarrkirche zu Bergheimerdorf hatte das besondere Glück, das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter zu erhalten. Hier wurde es auf dem Hochaltar aufgestellt. Später kam es auf einen Altar im nördlichen Seitenschiff. Daneben befestigte man in einer Mauernische das altehrwürdige Pestkreuz. 1883 wurde an der Stelle durch Durchbrechung der Mauer die Kapelle errichtet, in der das Gnadenbild heute seinen Platz hat."
Von den Prozessionen zur Kirche St. Remigius haben sich bis in unsere Zeit vier erhalten: Aus Gustorf, Hitdorf, Leverkusen-Wiesdorf und Neukirchen machen sich jedes Jahr Pilgerinnen und Pilger auf den Weg nach Bergheim.
Gebet
„Gib, o Mutter, Born der Liebe,
daß ich mich mit dir betrübe,
daß ich fühl‘ die Schmerzen dein,
Daß mein Herz von Lieb‘ entbrenne,
daß ich nur noch Jesus kenne,
daß ich liebe Gott allein.
Drücke deines Sohnes Wunden,
wie du selber sie empfinden,
heil’ge Mutter in mein Herz.
Daß ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir teil an deinem Schmerz